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sabinekleinheinz

Wintersonnenwende

Yule


Tag für Tag wird es nun dunkler. Jede Woche dürfen wir in der Adventszeit eine weitere Kerze auspusten (oder entzünden). Dabei gehen wir bewusst durch die Quartale des vergangenen Jahr und würdigen mit jeder Kerze eine vorangegangene Jahreszeit. 

Wir spüren ins uns hinein, sind in der Innenschau. 

Yule, Die längste Nacht des Jahres – die Nacht vom 21. auf den 22. Dezember. Hier halten wir inne und wenden uns von dem was war, über das was ist, dem zu was werden möchte.

Nun legen wir die Samen in die Erde, welche im Frühling sichtbar kommen und wachsen dürfen. 


Zur Wintersonnenwende am 21 . Dezember steht die Sonne am südlichen Wendekreis, dem Wendekreis des Steinbocks. Erlischt das letzte Strahlen des Tages, so gebiert die Nacht, tief in der finsteren Erde, das Sonnenkind unter dem Weltenbaum wieder.

Diesen Mythos finden wir in in fast allen frühzeitlichen Kulturen der Welt wieder: ob Kelten, Germanen, Römer, Wikinger, Perser oder Ägypter. So auch im christlichen Weihnachten wo das Christuskind zu dieser Zeit geboren wird. 

Die Wiedergeburt des Lichtes, verbinden wir mit Fruchtbarkeit, Leben, Hoffnung und Erneuerung. Das Licht nimmt von nun an wieder stetig zu, mit jedem einzelnen Tag geht die Sonne ein wenig früher auf und ein wenig später unter. Bis sie zur Sommersonnenwende in ihrer vollen Blüte steht. Ewig und für alle Zeiten dreht sich das Jahresrad.


„Yule“ kommt vom nordischen Wort hweol, was Rad bedeutet. Die nordischen Völker glaubten, dass die Sonne ein großes Feuerrad sei, das auf die Erde zu und dann von ihr wegrollte. Ab der Wintersonnenwende sollten alle Räder (Mühlräder, Spinnräder, Wagenräder) still stehen. Auch wir halten hier gerne inne. Tun wir das nicht ohnehin viel zu selten? Es ist nun Zeit sich einzumummeln, in der Ruhe und Gemütlichkeit der Wärme eines Feuers Zusammenzukommen und den Geschichten der Alten zu Lauschen. Socken zu stopfen, andere Reparatur zu erledigen, etwas zu werkeln oder der eigenen Muse Raum zu geben. Gemeinsam zu musizieren und sich vor allem gegenseitig Mut in diesen wilden Rauhnächten zu machen.


Erst am Ende der zwölf heiligen Tage (die Rauhnächte) wird das Jahresrad wieder angestossen. Vom goldborstigen Eber, dem Tier des germanischen Gotts der Fruchtbarkeit, Freyr. Man sagt die Germanen schlachteten zu dieser Zeit ein Wildschwein zu Ehren Freyrs. Wir finden heute noch Überreste dieser Tradition: im Weihnachtsschinken und in den Glückschweinen aus Marzipan zu Silvester.

Vieles was wir heute gerne als Kitsch abtun, hat tatsächlich eine tiefgehende Bedeutung. 

So war der Weihnachtsbaum einst bekannt als der lebensspendende Weltenbaum. Der immergrüne Baum stand für die Ehrung und Wertschätzung des Lebens. Dieses immergrün holte man sich gern ins Haus. In Irland sagt man, dass die grüne, weihnachtliche Dekoration Zuflucht für die Naturgeister bietet, die dann dem Haus entsprechend Glück bringen. Zu Yule schmücken wir einen lebenden Baum mit magischen Symbolen wie Äpfeln des ewigen Lebens und den Nüssen der Weisheit. Mit Kerzen bringen wir Licht ins Dunkel.

Der achtstrahligen Stern oben auf dem Weltenbaum, entsprachen den acht Strahlen des natürlichen Jahresrades. Die Kugeln ersetzen heute (und einst die betuchteren Leute) die goldenen oder roten Äpfel. Die runde Form erinnert an das Vollkommene, die nährende, lebensspendende Erde selbst, das Ganzheitliche. In goldfarben symbolisieren sie die Sonne, die Licht- und Lebenskraft. Rot steht für das Feuer dieser Lebenskraft. Die Strohsterne sind Symbole von kleinen Sonnenrädern. 

Und unter dem Mistelzweig setzen alle normale Gesetze & Konventionen aus - man befand sich in der magischen Sphäre zwischen Raum & Zeit. Denn die Mistel macht alles anders: sie blüht wenn andere Pflanzen sich in die Erde begeben.


Für unsere Vorfahren bedeutete die enge Verbundenheit mit unserer (äußeren) Natur alles. Durch beheizte Wohnungen und elektrisches Licht können wir uns oft nicht mehr vorstellen welch Existenzialität diese Wiedergeburt der Sonne für unsere Vorfahren hatte. Doch weit mehr bot diese enge Verbundenheit mit unserer äußeren Natur: einen klaren Rhythmus welcher durch das Jahr trug. Die Gemeinschaft kam zusammen. 


Odin (Beinamen Jolnir ) führt also mit Frigg die Wilde Jagd an. Dieser Ritt durch die Nächte heißt in einigen Regionen auch heute noch Jolareidi. Dieser Begriff erinnert auch stark an das dort gebräuchliche Jodeln, mit welchen in den Alpenlanden noch heute die Percht gerufen wird.

Die Percht ist in den Alpen eine andere Bezeichnung der Frigg - und hinter der Frigg steckt die allseits bekannt Frau Holle. Viele Bräuche aus den Rauhnächten sind im alpinen Land nach wie vor völlig selbstverständlich. Frigg hat viele Namen. Sie ist die Perchta, Berchta, Holda oder  auch Frau Gode.


Doch noch ist es nicht soweit. Noch sind wir im Dunkeln.

In Finsternis können wir nicht gut sehen, doch welch Glück, dass wir mehr als nur diesen Sinn in uns tragen. Erlauben wir uns doch inne-zu-halten, ja es aus-zu-halten. Uns selbst zu-halten mit allem was sich in uns regt. Einfach nur diesen Bewegungen in uns still zu Lauschen. Ohne Wertung. Ohne Interpretation. 

Das Licht kommt zu uns zurück, wie jeden Zyklus. Und wird alles bescheinen und erleuchten was wachsen möchte. 


Das neue Sonnenjahr liegt dann als Winzling in unserem Schoß. In den Tagen zwischen den Tagen dürfen wir es behüten und nähren, auf das es stark und leuchtend neu aufsteigen kann.


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